Hast du dich schon einmal gefragt, was den einzigartigen Geschmack deines Lieblingstees ausmacht? Warum zum Beispiel ein schwarzer Tee aus Assam so anders schmeckt als ein schwarzer Tee aus Darjeeling? Die Antwort ist ebenso spannend wie komplex. Das Aromaprofil eines Tees wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt – und einer der entscheidendsten ist das Wetter. In diesem Artikel tauchst du tief in die Welt des Tees ein und entdeckst, welche klimatischen Gegebenheiten die Teepflanze beeinflussen und wie diese die Geschmacksnoten deiner Teetasse gestalten.
Die Magie der Natur: So wichtig ist das Klima
Die Antwort auf die Frage, weshalb Tee so schmeckt, wie er eben schmeckt, findet sich an allererster Stelle in der Natur selbst. Besonders die Temperatur, der Niederschlag sowie die Höhenlage spielen dabei die Hauptrollen und erst darauf folgen die Feinheiten der Teeproduktion und die speziellen Herstellungsmethoden. Ist es nicht faszinierend, dass ein und dieselbe Teepflanze, je nach Standort und natürlichen Bedingungen, eine ganz eigene Geschmackswelt mit unterschiedlichen Aromen entfalten kann?
Temperaturen, die die Geschmacksnoten entfalten
Die Temperaturen am Standort der Teepflanze bestimmen nicht nur, wie schnell die Pflanze wächst, sondern auch, welche Aromen dem Tee entlockt werden können.
Nehmen wir Darjeeling als Beispiel: Die kühlen Temperaturen am Fuße des Himalayas, die im Frühling nachts bei 7 bis 12 °C und tags bei 15 bis 20 °C liegen, sorgen für ein langsames Wachstum der Pflanze. Die Aromen haben also reichlich Zeit, sich zu entfalten, während die Triebe gemächlich sprießen. Daraus resultiert ein blumiger, sanfter Tee mit einem Facettenreichtum an delikaten Noten sowie einer leichten Süße.
Im Gegensatz dazu fördert eine höhere Temperatur das Wachstum der Teepflanze. Durch das zügige Gedeihen entsteht dann ein anderes Geschmacksprofil, das oft kräftiger und malziger ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist Schwarztee aus Assam. Hier herrschen im Frühling nachts bereits 15 bis 20 °C und tags 25 bis 30 °C.
Unter bestimmten Umständen können zu heiße Temperaturen in Kombination mit zu starker Sonneneinstrahlung auch dazu führen, dass bittere Noten hervortreten. Aus diesem Grund arbeiten einige Teebauer:innen mit Beschattungsmethoden, um ihre kostbaren Teegärten zu schützen.
In bestimmten Gebieten, insbesondere in Bergregionen, nutzt die Teepflanze die drastischen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht zu ihrem Vorteil. Sie schöpft Kraft aus der nächtlichen Abkühlung und entwickelt dabei besonders raffinierte Aromen und außergewöhnlich komplexe Geschmacksnoten. Tees aus diesen Höhenlagen entführen dich mit jedem Schluck in eine einmalige Geschmackwelt, die durch diese einzigartigen klimatischen Bedingungen geprägt ist.
Niederschlag und seine Rolle im Teekosmos
Die Niederschlagmenge hat einen direkten Einfluss auf die physiologische Entwicklung der Teepflanze und ihre chemische Zusammensetzung, wodurch das Aromaprofil des Tees entscheidend mitbestimmt wird!
Grundsätzlich kannst du dir merken, dass trockene Regionen eher robuste, kräftige Sorten hervorbringen, wie zum Beispiel einen Assam-Tee aus der Sommerernte. Das liegt daran, dass die Pflanze durch den zu wenigen Regen Stress erfährt. Die Arme! Uns Teetrinker:innen kommt ihr Stress jedoch zugute, denn sie reagiert mit einer höheren Konzentration von Geschmacksstoffen in den Blättern, was zu einer intensiveren Tasse für uns führt!
Bei ausreichend Niederschlag kann sich die Pflanze hingegen entspannen, denn der Regen versorgt sie mit zahlreichen Nährstoffen. Regelmäßiger, moderater Niederschlag bringt saftige, reiche Blätter mit einem harmonischen, komplexeren Geschmacksprofil hervor. Regionen mit hohem Niederschlag, wie zum Beispiel Taiwan, sind bekannt für Tees mit einer gewissen Frische und Süße.
Bekommt die Teepflanze zu viel Regen ab, kann es passieren, dass der Geschmack verwässert. Eine weitere Gefahr von zu hohem Niederschlag ist, dass die Pflanze durch übermäßige Feuchtigkeit anfälliger für Krankheiten wird.
Hoch hinaus: Die Höhe der Anbauregionen
Tee gedeiht in einer beeindruckenden Vielfalt von Höhenlagen, die jede für sich einen einzigartigen Einfluss auf den Geschmack hat. Von den tiefen Ebenen Assams, über die mittleren Höhen des japanischen Uji, das mit seinen 500 Metern für Japan als sehr hoch gilt, bis hin zu den beeindruckenden Höhenlagen von bis zu 2000 Metern in der Region Ilam in Nepal - jede Höhenlage ist vertreten.
Wie Höhenunterschiede die Teearomen intensivieren
Weshalb genießt Tee aus großen Höhen ein solches Ansehen? Ein wesentlicher Grund ist, dass die niedrigen Temperaturen und die dünnere Luft dort ein langsameres Wachstum der Teepflanzen begünstigen. Dadurch haben die Aromen mehr Zeit, sich zu entfalten, was in der Tasse als intensiver und vollmundiger Geschmack mit einer besonderen aromatischen Tiefe erkennbar wird.
Aber auch die größere Nähe zur Sonne und die somit stärkere UV-Strahlung spielen eine Rolle, denn durch sie kommt ein reicher, vielschichtiger Geschmack zustande. Vor allem in der Kombination mit der kühlen Luft sorgt das für einzigartig intensive Aromen.
Vor einer zu starken Sonneneinstrahlung in den hoch gelegenen Teegärten bleibt die Teepflanze durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit bewahrt. Oft sind solche Anbaugebiete von Nebel und Wolken umgeben. Stell dir vor, wie sich die feinen Nebeltröpfchen als eine schützende Decke um die Blätter legen und auf diese Weise ihre sanften Aromen sowie ihre natürliche Frische und Süße behüten.
Überraschende Note der Bergregionen
Tee aus höhergelegenen Regionen bringen also besondere Eigenschaften mit sich. Die bemerkenswerte, geschmackliche Intensität sorgt für große Beliebtheit bestimmter Sorten und somit auch für eine gewisse Exklusivität.
Beispielsweise Taiwan ist nicht ohne Grund bekannt für seine sogenannten “High-Mountain-Oolong-Tees". Das Land bietet imposante Teegärten in beträchtlichen Höhen von bis zu 2600 Metern! Ein kühles, nebliges Hochlandklima in Orten wie Lishan, Shanlinxi und Alishan sorgt für erstklassige, feine Oolongs, die Teeliebhaber:innen weltweit mit komplexen und klaren Aromen in ihren Bann ziehen.
In der chinesischen Provinz Yunnan werden in einer Höhe von teilweise 1500 Metern neben anderen Sorten begehrte Pu-Erh Tees angebaut. Pu-Erh Tee aus solchen Höhenlagen ist bekannt für ein erdiges, tiefes Aromaprofil und mitunter fruchtige Noten. Diese Sorte wird von Teekenner:innen und Sammler:innen auf der ganzen Welt für ihr besonderes Fermentierungs- und Reifungsverfahren geschätzt und erzielt Rekordpreise auf Auktionen.
Nepalesische Tees, die in den majestätischen Höhenlagen des Himalayas in bis zu 2400 Metern gedeihen, verzaubern durch eine reiche Vielfalt an floralen und fruchtigen Noten. Die kühlen Temperaturen und der regelmäßige Nebel in dieser Region fördern die Entfaltung delikater Aromen und gestalten den Tee zu einem außergewöhnlichen Genuss für Teeliebhaber:innen.
Der Tanz der Jahreszeiten: So schmeckt Saisonalität
Die Saisonalität in der Teeverarbeitung eröffnet eine faszinierende Vielfalt an einzigartigen Geschmacksprofilen, die jede Erntezeit mit sich bringt. Denn mit den unterschiedlichen Jahreszeiten geht auch ein Schwanken der Licht- und Temperatureinflüsse sowie eine Veränderung in der Regenmenge einher, was zur Entstehung verschiedenster Aromen führt. So wie der Weinberg jedes Jahr einen einzigartigen Jahrgang hervorbringt, entfaltet auch der Tee seine individuellen Nuancen Jahr zu Jahr. Eine Ernte gleicht nie der der Vorjahre, was den Reiz und die Spannung jeder neuen Ernte erhöht.
Die Frühjahrsernte gilt oft als erlesenste Zeit im Jahr für viele Teesorten. Gerade erst erwacht die Teepflanze aus ihrer winterlichen Ruhepause, die ersten Regenfälle des Jahres erfrischen und nähren sie - junge, zarte Blätter sprießen. Der sogenannte First Flush zeichnet sich durch einen frischen, zarten Geschmack mit blumigen Noten aus – ein Geschmack ganz im Einklang zum Frühling.
Wenn die Temperaturen steigen, findet im späten Frühjahr bis Frühsommer die Sommerernte statt. Oft haben diese Tees einen vollmundigeren, kräftigeren Geschmack. Ein Second Flush Darjeeling beispielsweise ist bekannt für seinen süßen Muskatell-Charakter, der an Muskattrauben erinnert.
Der Herbst bringt eine weitere Erntezeit mit sich. Manche Anbauregionen hat der Monsun zuvor durchzogen, was das Wachstum der Teepflanze verlangsamt. Herbsttees zeichnen sich durch ein ausgewogenes, reiferes Aroma aus und bieten eine tiefere Geschmacksfülle als die eher frischen Frühlings- und Sommerenten, was sie zu einem besonderen Genuss macht.
Ein Kaleidoskop an vielfältigen Aromen: Regionale Unterschiede
Abgesehen von den naturgegebenen Unterschieden wie der Temperatur, dem Niederschlag und der Höhenlage, bilden sich standortspezifische Aromen auch abhängig von den Anbaupraktiken, die sich je nach Kultur und Region unterscheiden.
Die Bedeutung des Terroirs
Ein spannendes Beispiel, dass die Notwendigkeit standortspezifischer Anbaupraktiken zeigt, ist die Konturierung von Teegärten in bergigen Regionen. Vor allem in solchen mit starken Monsunregen sind Bodenerosionen ein ernstzunehmendes Problem. Um diese zu verhindern, werden die Teesträucher entlang der natürlichen Konturlinien des Geländes gepflanzt. Durch diese Gestaltung von Pflanzenreihen fließt das Regenwasser kontrolliert ab und das Risiko von Bodenerosionen wird minimiert.
Inwiefern beeinflusst diese Methode den Geschmack des Tees? Durch den Erhalt des Bodens und die gleichmäßige Wasserverteilung wird die Nährstoffversorgung der Pflanzen verbessert - sie sind vitaler und gesünder, was ihnen eine konsistente Geschmacksentwicklung ermöglicht. Die Pflanzung in Konturlinien hat zudem einen positiven Einfluss auf das Mikroklima im Teegarten, da so der Luftfluss optimiert und die Sonneneinstrahlung mehr verteilt wird. Diese Faktoren helfen der Pflanze bei der Photosynthese, was zu einer besseren Produktion von Aromaverbindungen führt.
Internationale Einflüsse: Berühmte Teesorten und ihre Herkunft
Ähnlich wie ein guter Wein, trägt auch ein Tee die Handschrift seiner Ursprungsregion. Der spezifische Standort und das dort herrschende Mikroklima prägen den Teegeschmack in vielfältiger Weise. Lass uns gemeinsam einen Blick auf drei berühmte Teesorten werfen, bei denen das besonders deutlich wird.
Darjeeling ist in erster Linie bekannt für erstklassige Schwarztees. Der First Flush, also die Frühlingsernte, ist unter Teekenner:innen weltweit als “Champagner unter den Tees” bekannt. Die Teepflanzen gedeihen dort in Höhen von bis zu 2000 Metern und genießen einen dramatischen Wechsel von Schatten und Sonne sowie kühle Nächte und milde Tage, während denen sie in aller Ruhe sprießen und ihre delikaten Aromen entfalten können.
Im selben Land, aber gute 700km entfernt, liegt das flachere, feuchte, tropische bis subtropische Assam. Der Tee, der hier angebaut wird, wächst unter perfekten Bedingungen und direkter Sonneneinstrahlung schnell und prächtig. Gepflückt werden für Assam-Schwarztee die größeren, reifen Blätter, welche weiter unten an der Pflanze wachsen. Aus ihnen entsteht in der Tasse ein anderes Geschmacksprofil, das sich durch kräftig-malzige Aromen auszeichnet und ebenfalls weltweit gerne genossen wird.
Reisen wir zum Vergleich zuletzt noch nach Japan. Hier wird zum Beispiel Sencha angebaut, der dort und in vielen anderen Orten weltweit als beliebter Grüntee für den alltäglichen Genuss gilt. Er wächst in tiefer gelegenen bis mittleren Höhen unter reichlicher, aber nicht zu viel Sonneneinstrahlung, was für die grasige Frische im Geschmack sorgt. Ein gemäßigtes Klima mit milden Wintern und warmen, feuchten Sommern, verantwortlich für den charakteristischen Umami-Geschmack, und auch die Kombination mit nährstoffreichen, vulkanischen Böden bilden ein perfektes Zuhause für die Teepflanze.
Es ist doch interessant zu sehen, welch einen geschmacklichen Facettenreichtum verschiedene klimatische Bedingungen erzeugen können, findest du nicht? In der Welt des Tees gibt es viel zu entdecken. Welche Sorte brühst du dir als nächstes auf?